KING GEORGE
Violine 1710
Antonio
Stradivari
KING GEORGE
Antonio
Stradivari
1680
1690
1700
1720
1730
1710
1660
1650
1737
1644
1670
Antonio Stradivari
Die „King George“ ist nach dem britischen König George III. (1738–1820) benannt. Dieser war ein Freund der schönen Künste und spielte selbst Geige. Wie das Instrument an den englischen Hof gelangte, ist nicht überliefert. Einige Quellen besagen, dass die Geige von König George I. (1660–1727) gekauft oder von Stradivari für ihn gebaut wurde. Sein Enkel, König George III., erhielt eine musikalische Ausbildung bei dem berühmten Geiger Johann Peter Solomon und wurde ein großer Freund von Kunst und Musik. Im Jahr 1800 vermachte er das Instrument seinem treuen Offizier C. Laffin aus Schottland, was der Geige den Beinamen „Scottish“ eintrug. Dieser Offizier fiel in der Schlacht von Waterloo am 18. Juni 1815 – die Geige fand man anscheinend unversehrt. Seine Erben gaben sie zum Kommissions- verkauf an den Geigenbauer Charles Maucotel (1807–1860).
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1852 gelangte sie nach Deutschland zu Bernhardt Molique (1802–1869), der bei Ludwig Spohr (1784–1859) und Pietro Rovelli (1793–1838) studierte und letzterem als Geiger am Münchner Hof nachfolgte. 1849 emigrierte Molique nach London, wo er als Professor für Komposition an der Royal Academy lehrte. 1866 kehrte er nach Deutschland zurück, wo er 1869 starb. Noch im selben Jahr erwarb Moliques Schüler Baron Theodor von Dreyfus (1839–1899), ein leidenschaftlicher Amateurmusiker und Schwiegervater des Dirigenten Felix Weingartner, die Geige und behielt sie bis 1889. Danach kaufte sie der deutsche Geigenbauer August Riechers (1836–1893) und veräußerte sie gleich weiter an eine Londoner Sponsoren-Gemeinschaft. Diese schenkte das Instrument dem deutschen Geiger Waldemar Meyer aus Berlin (1853–1940), einem Schüler Joseph Joachims.
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1920 erstand die dänische Geigenbauer-Firma Hjorth in Kopenhagen die „King George“ und verkaufte sie 1922 weiter an die dänische Geigerin und Pädagogin Gunna Breuning-Storm (1891–1966). Sie gab das Instrument zur Begutachtung an die Firma Hill & Sons, wo dessen Echtheit bestätigt wurde. 1929 kaufte der Berliner Geigenbauer und Instrumentenhändler Emil Herr- mann die Violine. Seine Werkstatt galt als eine der bedeutendsten des 20. Jahr- hunderts; schon vier Jahre zuvor war er mit ihr und seiner Firma ganz nach New York übergesiedelt.
Herrmann verkaufte die „King George“ noch 1929 weiter an die Mutter des japanischen Geigen-„Wunderkinds“ Koichi Kishi (1909–1937), die sie ihrem Sohn zum Geschenk machte. Die „King George“ war somit die erste Stradivari in japanischem Besitz. Koichi Kishi war Schüler von Paul Hindemith und Wilhelm Furtwängler und selbst ein renommierter Komponist und Dirigent. Als solcher leitete er 1935 ein Konzert der Berliner Philharmoniker. Koichi Kishi starb 1937 mit nur 28 Jahren. Emil Herrmann – seinerzeit der einzige Geigenhändlerkontakt in Japan – kaufte die „King George“ Kishis Erben ab und brachte sie nach New York. Seit Anfang der 1960er Jahre ist das Instrument im Besitz unserer Stiftung.
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Das Instrument wird zurzeit von Veronika Eberle / Yukiko Ishibashi gespielt.



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